Befreiung vom (digitalen) Überfluss

Lowtech-TV: Antennenfernsehen ist das neue Streaming 😉

Kabelfernsehen wird bald Mietersache - was das mit Klimaschutz und Lowtech zu tun hat.

“Aktiv werden, und nicht in die Röhre schauen …”

Kabelfernsehen wird ab 1.5.2024 Mietersache. Wer vorher – wie wir – zwangsweise Kunde bei Vodafone war, ist nun aufgefordert, selbst einen Vertrag mit Vodafone abzuschließen, wenn man weiter “klassisch” Fernsehen schauen will.

Ein Blick auf die Nebenkostenabrechnung sagt mir, dass wir in Zukunft 162,79 € im Jahr sparen. Vodafone bietet uns einen neuen Vertrag als “Supersonderangebot” mit 120,- € im Jahr an – mit einer Laufzeit von 24 Monaten.

Unser Fernseher ist ein Smart-TV und kann eh’ Internetstreaming und auf die Mediatheken zugreifen. Und wir schauen eigentlich fast nur frei zugĂ€ngliches, öffentlich-rechtliches Fernsehen. Es ist also naheliegend, keinen neuen Kabelfernseh-Vertrag abzuschließen, 160 € im Jahr zu sparen und in Zukunft nur noch ĂŒber das Internet zu schauen. Das gefĂ€llt mir aber nicht, weil ich weiß, dass Streamen ein wesentlicher Grund dafĂŒr ist, dass auch das Internet ein Klimakiller ist.

Ich habe noch mal recherchiert:

Gramm CO2-Äquivalent pro GerĂ€t und Stunde fĂŒr digitales Antennenfernsehen (DTT), Streaming (OTT) und Internet Protocol Television, Quelle: The LoCaT Project (1)
Gramm CO2-Äquivalent pro GerĂ€t und Stunde fĂŒr digitales Antennenfernsehen (DTT), Streaming (OTT) und Internet Protocol Television, Quelle: The LoCaT Project (1)

Internetbasiertes Streaming ist also ĂŒber den Daumen gepeilt zehn Mal so klimaschĂ€dlich wie antennenbasiertes Fernsehen.

Mein nĂ€chster Gedanke war: es gibt doch noch DVB-T2!? Da wir in Hamburg leben, sollte der Empfang problemlos möglich sein. Eine kurze Recherche ergab, dass eine Zimmerantenne reicht. Als AnhĂ€nger von Degrowth und Lowtech konnte ich mich mit dem Gedanken, eine neue Zimmerantenne anzuschaffen, aber auch nicht recht anfreunden. Das wĂ€re ja wieder zulasten der Klimabilanz gegangen. Außerdem neigt man dazu, wenn man schon etwas kauft, eine aktive Antenne (mit VerstĂ€rker) zu nehmen, um auf Nummer sicher zu gehen. Aber der VerstĂ€rker braucht dann auch permanent Strom, was auch wieder schlechter fĂŒr die Klimabilanz wĂ€re.

Eine weitere Recherche im Internet ergab diverse DIY-Bauanleitungen fĂŒr passive Antennen. Am besten hat mir dann folgende gefallen, weil man als ehemaliger Kabelfernsehkunde alles im Haus hat:

  1. Einfach den Stecker am Antennenkabel, das bisher fĂŒr den Kabelanschluss gebraucht wurde, an der Seite, die nicht im Fernseher steckt, abschneiden.
  2. Dann exakt 12,5 cm von der Kunststoffummantlung entfernen, die Abschirmung nach hinten ziehen, bis auf etwa einen Zentimeter abschneiden und abdecken. Ich hatte einen Schrumpfschlauch zur Hand. Klebeband tut es aber auch. Dann die innere Isolation entfernen, so dass nur noch die innere Ader 12,5 cm aus dem Kabel heraus ragt.
  3. Fertig!
Die Antenne (abisoliertes Kabel)
Die Antenne (abisoliertes Kabel)
Anbringung am Fensterrahmen
Anbringung am Fensterrahmen

Ich wohne am Rand von Hamburg und daher ein ganzes StĂŒck vom Telemichel (hamburgerisch fĂŒr “Fernsehturm”) entfernt. Und trotzdem kann ich damit alle Programme störungsfrei empfangen. Ich habe das Kabel am Fensterrahmen etwas erhöht (unsichtbar hinter dem Vorhang) angebracht. Vorher hatte ich versucht, es einfach hinter den Fernseher zu legen. Das hat aber fĂŒr einen störungsfreien Empfang nicht gereicht.

Ich habe das hier so ausfĂŒhrlich aufgeschrieben, um Euch zu ermutigen, wann immer VerĂ€nderungen anstehen, einfache, kostengĂŒnstige Lösungen zu suchen, die nicht energieintensiver sind als vorher (am besten effizienter) und mit den vorhandenen Dingen auskommen, getreu nach den 5 R’s fĂŒr mehr Nachhaltigkeit: Refuse, Reduce, Reuse, Repurpose, Recycle.

Außerdem steht jetzt bei vielen Menschen eine Entscheidung im Blick auf den Kabelanschluss an. Die meisten betroffenen Mieter wohnen in StĂ€dten mit guter DVB-T2-Versorgung. Vielleicht kann ich mit diesem Bericht den einen oder die andere zur Nachahmung anregen?


(1) The LoCaT Project: Quantitative study of the GHG emissions of delivering TV content


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