Befreiung vom (digitalen) Überfluss

Klimafreundliches Blog

Blog-Homepages wiegen heute üblicherweise mehrere Megabyte. Dieses Blog bringt gerade mal 100 Kilobyte auf die Waage. Was hat das mit Klimaschutz zu tun?

Anstieg der durchschnittlichen Dateigröße von Webseiten (eigene Bearbeitung und Erweiterung des Diagramms von speedcurve.com/blog/web-performance-page-bloat/)

Eine wachsende Zahl von Branchen versucht, den CO2-Ausstoß und den Energieverbrauch deutlich zu reduzieren und hat entsprechende Emissionsstandards festgelegt. Die Kirchen in Deutschland gehen sogar noch einen Schritt weiter und haben sich verpflichtet, in wenigen Jahrzehnten klimaneutral zu werden (z.B. Erzdiözeses Freiburg bis 2030, Nordkirche bis 2050).

Der CO2-Fußabdruck des Internets gerät jedoch zunehmend außer Kontrolle: Schon heute ist er etwa doppelt so groß, wie beim gesamten weltweiten Flugverkehr – 2025 erwartet man, dass das Internet für mehr Emissionen verantwortlich sein wird, als der weltweite Autoverkehr! Es ist Zeit, dass wir als Webentwickler und Websitebetreiber unsere Verantwortung wahrnehmen, denn für etwa 40% des Internet-CO2-Fußabdrucks sind wir zumindest indirekt verantwortlich. Die Websites werden immer schwerer (siehe Grafik). Wie in den meisten energieabhängigen Bereichen unseres Wirtschaftens nimmt diese Entwicklung genau die falsche Richtung, denn größere Datenmengen bedeuten mehr Emissionen.

Der gelbe Bereich im Diagramm repräsentiert den eigentlichen Nutzinhalt (Text). Dazu können auch Bilder zählen (türkis). Ein Grund, warum die Bilder immer mehr Datenvolumen beanspruchen, kann darin liegen, dass mehr Bilder in einer Seite verwendet werden. Hauptverursacher sind aber sicherlich die bildschirmfüllenden “Hero”-Bilder, die eher beeindrucken sollen, als dass sie inhaltlich zwingend nötig sind. In den letzten Jahren bis heute sind es dann vor allem eingebettete Videos, die die Emissionen weiter in die Höhe treiben. Wir sehen außerdem, dass sogar eingebettete Schriften und Skripte wesentlich mehr Volumen beanspruchen, als der eigentliche Nutzinhalt. Der Overhead ist gigantisch – und nicht zwingend nötig. Es ist oft möglich, durch einfache Maßnahmen das Datenvolumen erheblich zu reduzieren. Eine Reduktion auf die Hälfte sollte eigentlich immer möglich sein, ohne das ursprüngliche Websitekonzept komplett auf den Kopf zu stellen. (Zur Erinnerung: halbes Datenvolumen = halbe CO2-Emission!) Wenn man es wirklich ernst meint und auch bereit ist, heute übliche Standards und Sehgewohnheiten infrage zu stellen, kann noch wesentlich mehr sparen.

Mit diesem Blog versuche ich, die Grenze nach unten auszuloten. Durch folgende Maßnahmen habe ich das die CO2-Emission auf einen Bruchteil des heute üblichen gedrückt (ca. 100 Kilobyte – vgl. Diagramm):

  • Inhaltliches Konzept: nur wenige aktuelle Artikel auf der Titelseite, kein Artikel im Volltext, nicht zu große Bilder.
  • Verzicht auf komplexe CSS- und Javascript-Frameworks. Der Code ist individuell für dieses Webdesign geschrieben worden.
  • Starke Kompression der Bilder.
  • Verzicht auf externe Fonts. Es werden nur Systemschriften verwendet.
  • Verzicht auf eine Logo-Grafik. Das Logo wird ebenfalls aus einer Systemschrift generiert.
  • (CO2-neutrales Hosting mit Ökostrom.)

Außerdem verzichtet das Blog auf ein Redaktionssystem, wie z.B. Wordpress. Stattdessen setze ich den Static Site Generator HUGO ein. Eine statische Website beansprucht wesentlich weniger Serverressourcen im Rechenzentrum des Providers, als eine dynamische CMS-basierte Website. Ich gehe davon aus, dass das deutlich weniger als 10% der Ressourcen einer dynamischen Website sind. Dadurch ergibt sich dann eine zusätzliche Einsparung von mehr als 90% CO2 im Rechenzentrum. (Die Tatsache, dass das Rechenzentrum Ökostrom bezieht, ändert übrigens nichts daran, dass auch für den Betrieb dieser Website Kohle verfeuert wird.)

Viele Dinge, die ich hier exemplarisch ausprobiert und nur kurz skizziert habe, möchte ich in Zukunft in diesem Blog weiter vertiefen. Bis bald!


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